Aktionstag gegen Abschiebungen nach Afghanistan

Gesellschaft Von Extern | am Fr., 04.06.2021 - 18:00

CELLE. In Anbetracht der geplanten Innenministerkonferenz im Juni, 70 Jahre Genfer Flüchtlingskonvention im Juli und der anstehenden Bundestagswahlen im September rufen Gruppen, Verbände, Organisationen und Einzelpersonen auf, sich gegen Abschiebungen nach Afghanistan zu positionieren. In Celle führt der „Arbeitskreis Asyl und Migration“ am Samstag, den 5. Juni, zwischen 14 und 15 Uhr eine Mahnwache in der Poststraße durch und informiert zu den Hintergründen:

In Afghanistan herrscht seit über 40 Jahren Krieg und die Sicherheitslage für Zivilisten verschärft sich immer weiter. Anschläge und gezielte Attentate gehören in Afghanistan längst zum traurigen Alltag. Die Covid-19-Pandemie führte zu einer nach wie vor anhaltenden katastrophalen wirtschaftlichen Verschlechterung. Der Großteil der Bevölkerung lebt in Armut und hat weder Zugang zum Arbeitsmarkt, noch zur Gesundheitsversorgung oder Bildung. Afghanistan gilt laut Global Peace Index als das unsicherste Land der Welt. Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist auf der Flucht. Neben den 2,6 Millionen Binnenvertriebenen, lebt ein Großteil der Geflüchteten in den benachbarten Ländern, in denen ihnen keinerlei Rechte gewährt werden.

Trotzdem halten die Bundesregierung, der Bundesinnenminister Horst Seehofer und viele Innenminister*innen der Bundesländer an monatlichen Sammelabschiebungen nach Afghanistan fest. Einen Abschiebestopp gibt es trotz positiver Rechtsprechung für alleinstehende, junge gesunder Männer, allen voran des VGH Baden-Württemberg am 17.12.2020 bislang nicht. Seit Ende 2016 wurden mittlerweile über 1000 Menschen mittels Sammelabschiebeflügen nach Afghanistan abgeschoben. Die niedrige Anerkennungsquote für Schutzsuchende aus Afghanistan widerspricht den Realitäten vor Ort, die hohe Fehlerquote bei Bescheiden des BAMF (fast 60% werden vor Gericht korrigiert) verschärft diese Situation. Internationale Truppen, Institutionen und deren Ortskräfte werden täglich bedroht und sind nach dem Truppenabzug in Lebensgefahr.

Dagegen wird es vielen Städten im Rahmen des bundesweiten Aktionstages am 5. Juni 2021 Aktionen geben:

Die Forderungen des Aktionstages sind:

ein sofortiger bundesweiter Abschiebestopp nach Afghanistan
ein Bleiberecht für diejenigen afghanischen Geflüchteten, die bereits in Deutschland sind
die schnelle und unbürokratische Evakuierung aller gefährdeter Personen, insbesondere Ortskräfte und ihrer Familien
die unbürokratische und schnelle Ermöglichung des Familiennachzugs zu afghanischen Geflüchteten in Deutschland

Hintergrund zur Entstehung des Aktionstages:
Bei dem bundesweiten Netzwerk gegen Abschiebungen nach Afghanistan handelt es sich um einen Zusammenschluss verschiedener Gruppen, Verbände, Organisationen und Einzelpersonen mit dem gemeinsamen Ziel, politische Änderungen zugunsten afghanischer Schutzsuchender zu erwirken sowie Öffentlichkeit zu schaffen.