Celler Netzwerk gegen Antisemitismus bekräftigt Kritik an „Celle steht auf“

Gesellschaft Von Extern | am Do., 25.03.2021 - 20:08

CELLE. Das Celler Netzwerk gegen Antisemitismus weist erneut auf Desinformation und Verschwörungsideologien auf dem Telegram-Kanal von „Celle steht auf“ hin und bedauert, dass die Selbstrechtfertigung der Gruppe ohne kritische Prüfung von Celler Medien wiedergegeben wurde.

"Nachdem unsere Kritik an den antisemitischen Inhalten bei 'Celle steht auf' am Dienstag öffentlich wurde, hat die Gruppe drei der Posts auf ihrem Telegram-Kanal gelöscht. Damit zeigen die Verantwortlichen von 'Celle steht auf', dass sie die Kontrolle über die Inhalte des Kanals ausüben. Dass sie sich dabei selbst von ihren Inhalten 'bestürzt' zeigt, erscheint wenig überzeugend, denn immer noch folgen die Inhalte des Kanals dem gleichen verschwörungsideologischen Programm. Noch immer wird dort der Nationalsozialismus relativiert, auf antisemitische Propaganda verlinkt und die Corona-Pandemie geleugnet.

So heiße es in einem den Nationalsozialismus relativierenden Beitrag: „Im Übrigen bin ich dafür, dass Merkel, Söder, Spahn, Lauterbach, Drosten und Wieler endlich verhaftet und wegen Hochverrat verurteilt werden, sowie wegen multipler Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Dazu merkt Enno Stünkel vom Celler Netzwerk an: „Die Verbindung von offenem Antisemitismus auf der einen Seite und der Gleichsetzung von Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie mit nationalsozialistischen Verbrechen auf der anderen ist in der Corona-Leugner-Szene gängig.“  In einem Video, das wie schon „Die Rothschild-Kontrolle“ von den durch antisemitische Propaganda bekannten Seiten des Sektenpredigers Ivo Sasek stammt, werde die Corona-Pandemie als Teil eines Plans der USA dargestellt, eine „weltweite Terrorherrschaft“ zu errichten. Ein Startschuss für diesen Plan sei der 11.9.2001 gewesen.

„Das sind nur zwei weitere Beispiele, die einen Einblick in die Verschwörungsmentalität geben, die bei ‚Celle steht auf‘ ausgelebt wird. Bevor die Akteure nicht die Verantwortung für die Hetze übernehmen, die sie verbreiten, können wir ihre Distanzierung von ‚Hass, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus in jeder Art‘ leider nicht ernstnehmen“, erklärt Dr. Jens Binner von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. „Posts unkommentiert zu löschen reicht nicht. Wir bleiben bei der Warnung vor den Inhalten, die bei ‚Celle steht auf‘ verbreitet werden und weisen erneut darauf hin, dass die Teilnahme an Demonstrationen von ‚Celle steht auf‘ Antisemitismus und Hetze unterstützt.“

Das Celler Netzwerk gegen Antisemitismus setzt sich eigenen Angaben zufolge seit 2015 für Aufklärung über und Bildung gegen Antisemitismus ein. Ihm gehören an: Jüdische Gemeinde Celle, Landesverband der israelitischen Kultusgemeinden in Niedersachsen, Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Celle e.V.,  Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, vhs Celle, Evangelisch-lutherischer Kirchenkreis Celle, Deutsch-Israelische Gesellschaft Hannover.