Haesler-Siedlung – „Erhalt von Gebäuden müsste doch im Interesse einer Klimaschutzpartei sein“
Gesellschaft Von Anke Schlicht | am Mo., 10.05.2021 - 08:45
CELLE. Gute Nachrichten hielt der jüngste Ausschuss für Bau und Stadtentwicklung für Haesler-Befürworter bereit. Behandelt wurde ein Antrag der CDU aus dem Frühjahr 2018. Zu diesem Zeitpunkt wurden an der von Otto Haesler entworfenen und unter Denkmalschutz stehenden Kleinstbausiedlung Blumläger Feld so gravierende Schäden festgestellt, dass sie binnen kürzester Frist entmietet werden musste. Die CDU beantragte damals, ein Gebäude musterhaft zu sanieren und die übrigen Blöcke abzureißen. Lange lag der Antrag auf Eis.
Nun informierte Stadtbaurat Ulrich Kinder die Ausschussmitglieder über den aktuellen Stand: „Es ist eine Lösung gefunden, die von Fachleuten mitgetragen wird.“ Der Block Galgenberg 20 mit vier Einheiten wird mustersaniert, die Arbeiten dienen als Experiment für die Übertragbarkeit auf die übrigen Bestandteile des historischen Ensembles aus dem Jahr 1928-30. Aktuell werde die Detailplanung erstellt. „Wir probieren die Art der Sanierung aus“, erläuterte der Dezernatsleiter Bau und Umwelt. Der Bund fördert den Erhalt des Blumläger Feldes Nord, das sich im Eigentum der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (WBG) befindet, mit Mitteln der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM, Bereich Denkmalschutz) mit 50 Prozent der Kosten.
„Steht das Geld für den Musterbau oder insgesamt zur Verfügung?“, erkundigte sich Dr. Udo Hörstmann (Unabhängige). Laut Stadtbaurat beträgt das Budget für die Altstädter Schule und die Siedlung 10,5 Millionen Euro. Sieben Millionen davon können für das Ensemble, nicht nur für den Galgenberg 20 verwendet werden. „Es gibt für die Gelder keine zeitliche Begrenzung“, erläuterte der Experte aus der Verwaltung. Wie hoch die Gesamtkosten sein werden, könne erst nach der Mustersanierung seriös ermittelt werden. Dr. Jörg Rodenwaldt („Zukunft Celle“) erkundigte sich vor dem Hintergrund, dass Anfang der 2000er Jahre bereits wesentliche Elemente der Siedlung dem Abrissbagger zum Opfer gefallen sind, nach den Voraussetzungen für einen Rückbau aus ökonomischen Motiven. „Die WBG als Eigentümerin darf sich als hundertprozentige kommunale Wohnungsbaugesellschaft nicht auf wirtschaftliche Gründe für einen Abriss berufen“, stellte Ulrich Kinder klar. Der Rückbau eines Denkmals sei lediglich in dem Fall „einer so gravierenden Schädigung, dass es nicht mehr zu halten ist“ zulässig.
Indes wird die Sprecherin der WBG Katharina Lansky in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 7.5. mit den Worten zitiert: Unter rein wirtschaftlichen Aspekten sei die Sanierung nach derzeitigen Erkenntnissen trotz öffentlicher Zuschüsse nicht bezahlbar. Man müsse 14 Euro pro Quadratmeter Miete nehmen, könne in Celle aber nur 6,60 Euro erzielen.
„Wir können hier nicht nur über denkmalgerechte Sanierung, sondern müssen auch über wirtschaftliche Dinge sprechen“, wandte Stephan Ohl (Grüne) ein, „wenn man die 52 Wohnungen saniert, müssen sie auch vermietet werden. Gibt es diese Mieter?“. Stadtbaurat Ulrich Kinder wies noch einmal darauf hin, dass es sich um eine historisch bedeutsame Siedlung handele. Die Miete sei bis 2018 so günstig gewesen, dass das Blumläger Feld nicht bezuschusst worden sei. „Nach derzeitiger Kalkulation liegen wir bei dem Standard für Sozialwohnungen von 6,60 Euro.“ Die Förderungsmöglichkeiten seien noch nicht ausgereizt. Vorausgeschickt hatte er die Bemerkung: „Der Erhalt von Gebäuden müsste doch im Interesse einer Klimaschutzpartei sein.“
Das Vorstandsmitglied der otto haesler initiative nutzte die Einwohnerfragestunde, um auf den Auslöser der Themenbehandlung, den Antrag der CDU zurückzukommen. „Bleibt die CDU bei ihrem Antrag?“ Axel Fuchs (CDU) verneinte klar: „Wir haben jetzt ein Verfahren, und dem folgen wir.“
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