"Nach dem großen Knall" - Demo vor Rheinmetall
Gesellschaft Von Redaktion | am Mo., 15.11.2021 - 11:16
UNTERLÜSS. Nach der Explosion bei Rheinmetall lud die Friedensaktion Lüneburger Heide gestern zur Mahnwach vor dem Haupteingang von Rheinmetall in Unterlüß ein. 19 TeilnehmerInnen folgten ihr. Dazu liegt uns die Rede vom DGB Heidekreis-Vorsitzenden Hein-Dieter Braun vor, die wir wie gewohnt unzensiert und unkommentiert wiedergeben:
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe FriedensfreundInnen, werte Sonntagsarbeitende bei Rheinmetall,
dies ist eine Gewerkschafts-Rede für Frieden und Konversion, für gute Arbeit für sinnvolle Produktion.
Ich heiße Charly Braun, bin ver.di- und DGB-Funktionär hier in der Heide, vertrete hier heute die Gewerkschaftliche Initiative für aktive Friedenspolitik und Militär- und Rüstungskonversion“ – und natürlich die „Friedensaktion Lüneburger Heide“
Aber kommen wir zur Sache.
RRuuummss! Hats gemacht Dienstag-früh kurz nach 2.00 h . Noch 500 m entfernt gabs im Dorf Unterlüß Schäden an Gebäuden, wurde uns berichtet. Verletzte solls hier im Kriegswerk nicht gegeben haben. Ob Radioaktivität ausgetreten ist hat die Beobachtungsdrohne natürlich nicht erkannt. Aber selbst reingetraut in den Explosionsherd hat sich auch kein Meister, Ingenieur, Manager oder Aktionär. Den Rruumms steckt der Konzern weg, solange das nicht Verkauf und Profite von Kriegsware schmälert. Wenn sie aber Kriegsherren als Kunden verlieren, das schmerzt die Aktionäre denn doch. Wer kauft schon Mordinstrumente, die vorm Abschuss im eigenen Lager hochgehen.
RRRrrruuummss! RRuummss RRuummss machen Rheinmetallprodukte immer. Da brechen ganze Städte drunter zusammen, werden Ernten vernichtet. Die mit Rheinmetall-Kriegsgerät ermordeten werden nicht gezählt. Genau gezählt wird jedoch der Profit, jeder RRuummss ein Treffer an der Börse. Darum kann es gar nicht genug Rummssen, egal wo auf diesem Planeten. Bum peng tot, tot, tot. Der Tod steigert die Profite.
Darum kommt es denn auch schon mal vor, dass Rheinmetall zugleich an Kriegsgegner liefert.
Der deutsche Kaiser liebte diese waldreiche Gegend, weil sich hier gut Wild jagen ließ. Und hier wurden denn auch die großen Jagden der Völker vorbereitet
- für kolonialen Massenmord,
- für den ersten Weltkrieg
- Für den 2.Weltkrieg hat Hitler die mordsmäßige Produktion selbst besucht. Wenn beim RRuummss-Testen mal Zwangsarbeitende zerfetzt wurden, konnte man sich hier schon mal über die erfolgreich mörderische Wirkung freuen.
Heute produziert Rheinmetall für alle Welt und von der Bürgermeisterin bis zur Kriegsministerin freuen sich alle über den erfolgreichen Konzern. Das ist echte deutsche Qualitätsware. Wo Rheinmetall explodiert, da bleibt kein Stein und Bein aufeinander. Der Tod ist ein Meister aus Deutschland!
„Krieg macht Flucht!“ – dazu leistet auch Rheinmetall seinen Beitrag.
Zum Ausgleich bietet der Konzern Geflüchteten Ausbildungs- und Praktikumsplätze an (siehe Cellesche Zeitung 25.9.2015).
Besser wäre, diese Heuchler würden ihre Waffenexporte einstellen!!
Wer Waffenexporte verdoppelt hat, sollte in der Flüchtlingsdebatte besser das Maul halten !!
Können die Rheinmetaller eigentlich auch nützliche Güter herstellen?
Ja, Rheinmetall hat auch eine profitable Automobilsparte. Rheinmetall hat nach den Weltkriegen zivile Produkte profitabel hergestellt. Es geht also.
Die meist hochqualifizierten Rheinmetall-Beschäftigten könnten heute High-Tech-Geräte fürs Gesundheitswesen und erneuerbare Energien produzieren – wenn die Firma denn will.
Hier in der Heide dreht sich viel um Panzer. Rheinmetall in Unterlüß produziert die Mordfahrzeuge, die Panzertruppenschule im größten Bundeswehr-Heeresstandort Munster ist die Fahrschule, Europas größter Truppenübungsplatz zwischen Bergen und Bad Fallingbostel ist Kriegs-Trainingsplatz und ausgediente Exemplare sind nach Kampfeinsätzen irgendwo in der Welt im Panzermuseum Munster zu bewundern. Der ehemalige Kriegsdienstverweigerer, aktueller General-Sekretär der SPD und demnächst Parteivorsitzende, Lars Klingbeil sorgt gern für Millionenspenden fürs Panzermuseum. Und der hiesige MdB Henning Otte/ CDU ist der Erfinder des sog. „Celler Trialog“. Da beraten Militär, Wirtschaft und Politik gemeinsame Ziele. Alles klar?!
Es gibt hier in der Nähe viele weitere Militäreinrichtungen und ein Blick in die Geschichte zeigt, dass in den Landkreisen Celle und Heidekreis an etlichen Orten Kriegsware mittels Zwangsarbeit produziert wurde.
Seit 122 Jahren wird von hier eine mörderische Blutspur durch Kontinente gezogen. Damit haben sich Generale gute Pensionen verdient und die Aktionäre wurden mit raketengleich steigenden Rheinmetall-Profiten beglückt.
Und weil hier bei uns in der Lüneburger Heide die größte militärische Konzentration Deutschlands ist, sehen sich Viele in Abhängigkeit vom Militär.
Dennoch gibts immer wieder Widerstand.
Auf unsere lokale gewerkschaftliche Initiative hin haben ver.di-Bundeskongress und DGB-Konferenz Niedersachsen-Bremen-Sachsen-Anhalt Forderungen an die Bundesregierung beschlossen. Wir verlangen für Europas größten TrÜbPlatz die Finanzierung einer neuen Wirtschaftsstruktur und die muss sozial, ökologisch und nicht-militärisch sein.
Mit der Bürgerinitiative wollen wir daraus ein UNESCO-Biosphärengebiet machen. Das schafft tausende zivile Arbeitsplätze. Tourismus und ökologische Landwirtschaft sind ohnehin besser für die Gesundheit. Ja, für die Gesundheit der Menschen in Afrin, in Mali und hier in der Heide.
Unsere Gewerkschaftsparole heißt denn auch:
„Abrüstung JA – arbeitslos NEIN !“
Aber derweil ist der deutsche Staat dabei Ostenholz, eines der letzten bewohnten Dörfer auf dem riesigen TrÜbPlatz nach und nach abzureißen.
Inzwischen hat sich die deutsche Kriegsproduktion auf den dritten Platz weltweit vorgeschoben. Rheinmetall ist vorn dabei – beim Export und der gewaltigen Erhöhung deutscher Aufrüstung.
Die Aufrüstung wird begleitet von einer Kampagne der ideologischen Kriegsvorbereitung. Alte Feinbilder, wie Rußland, werden reaktiviert, aufpoliert und gebetsmühlenartig in die Köpfe geprügelt. Jugendoffiziere in Schulen und der Arbeitsagentur werben nach dem Motto: „Hier wirst du Experte und Führungskraft“ – wie es auf Werbeschildern in der Region angepriesen wird.
Corona wird für eine Bundeswehr-Image-Kampagne benutzt. Das seit 20 Jahren kaputt-gesparte Gesundheitswesen wird durch Soldaten gerettet. Dafür sollen wir auch noch dankbar sein.
Ich aber sage euch:
- Der Bundeswehr-Sanitätssektor muss aus dem militärischen Bereich heraus genommen werden, unter zivile Kontrolle gestellt und dem Gesundheitswesen zugeordnet werden. Das ist echte Konversion!
- Wenn der Rüstungsetat um ein Drittel gekürzt wird, wären alle sozialen Probleme mit einem Schlag gelöst. Und reichlich Arbeitsplätze mit vielerlei Qualitäten werden entstehen.
Die Forderung: Healthcare not Warfare trifft es genau.
Zum Schluss richte ich jetzt Bert Brechts Wort aus seinem „Lied gegen den Krieg“ an die abhängig Beschäftigten bei Rheinmetall und in den vielen Militäreinrichtungen:
„Der Prolet baut ihnen die Kriegsmaschinen, damit sie ums Leben bringen mit ihnen, mancher Proletenmutter Sohn.“
„Der Prolet wird in den Krieg verladen, dass er tapfer und selbstlos ficht. Warum und für wen, wird ihm nicht verraten. Für ihn selber ist es nicht.“
Wir hingegen sind für Frieden fix, für Krieg und Rüstung tun wir nix! Alles klar?!"
Die Friedensaktion Lüneburger Heide als Veranstalter teilt rückblickend auf die Mahnwache mit:
Aufgrund der Munitionsexplosion führte die Friedensaktion Lüneburger Heide vor Rheinmetall in Unterlüß eine Mahn-Kundgebung durch. Im Mittelpunkt standen die Fragen nach der Gefährlichkeit der Kampfstoffe und ob darunter auch chemische und radioaktive Stoffe sind. Bei der Kundgebung, an der vor allem Gewerkschaftsfunktionäre aus fünf umliegenden Landkreisen teilnahmen, wurde der Widerspruch zwischen Aufrüstung, Profiten aus Kriegsgerätexport und dem desolaten Gesundheitswesen dargelegt.
Bereits vor Beginn der Protestaktion beschwerten sich die Veranstaltenden, denn Rheinmetall verwehrte ihnen mit weiträumigen Absperrgittern die von der Landkreis-Versammlungsbehörde bestätigte Nutzung des öffentlich zugänglichen Raumes vorm Hauptgebäude. "Das wird ein Nachspiel haben", erklärte Mitveranstalter Hans-Dietrich Springhorn. In Anspielung auf die Bunkerexplosion machte DGB- und ver.di-Funktionär H-D Charly Braun deutlich, dass unter dem "RRuummssen" der Rheinmetallprodukte ganze Städte zusammen brechen und Ernten vernichtet werden. "Die mit Rheinmetall-Kriegsgerät Ermordeten werden nicht gezählt. Genau gezählt wird jedoch der Profit, jeder „RRuummss“ ein Treffer an der Börse."
Dass Rheinmetall auch Nützliches herstellen kann, bewies der Konversionsexperte mit der profitablen Automobilsparte und den zivilen Produkten der Nachkriegsjahre. Weitere Redende verlangten, dass die hochqualifizierten Rheinmetaller heute Hightech-Geräte fürs Gesundheitswesen und erneuerbare Energien produzieren könnten. Vorbild seien die Forderungen von ver.di-Bundeskongress und DGB-Konferenzen nach einer sozialen, ökologischen und nicht militärischen Wirtschaftsstruktur für Europas größten Truppenübungsplatz zwischen Bergen und Bad Fallingbostel.
Hans-Dietrich Springhorn kritisierte, dass sich die Behörden mit der Rheinmetall-Aussage zufrieden geben: "Wir sind kooperativ, ermitteln selbst, können aber noch nichts genaues sagen". Springhorn kommentierte, "wenn dieser große Rüstungsbetrieb nicht auf Knopf druck und auf ein Milligramm genau sagen kann, was und wie viel in dem Bunker gelagert war, muss diese Rüstungsbude sofort dicht gemacht werden. Es gibt verbindliche gesetzliche Vorgaben. Jeder kleiner Kiosk, jede Apotheke bekommt Theater, wenn nicht mit großer Sorgfalt dokumentiert wird, wo, wie und wie viel gefährliche Dinge gelagert werden."
Die Versammlung wurde mit Bert Brechts "Lied gegen den Krieg" beendet: "Der Prolet baut ihnen die Kriegsmaschinen, damit sie ums Leben bringen mit ihnen, mancher Proletenmutter Sohn".

Friedensaktion Lüneburger Heide kommentiert Explosion bei Rheinmetall

Explosion bei Rheinmetall - LKA ermittelt
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