Aufräumen unerwünscht: Naturgarten bietet Tieren Winterquartiere
Umwelt Von Extern | am Di., 16.11.2021 - 16:50
HANNOVER. Die kalte Jahreszeit kündigt sich an, den Novembernebeln folgen die Nachtfröste. Eine Zeit, in der viele Menschen beginnen, den Garten aufzuräumen. Da wird gefegt, gesaugt, gekratzt, zusammengeharkt, abgeschnitten, gehäckselt, gemulcht und anderes mehr. Dass dadurch manchmal zu viel des Guten getan wird und all das, was aufgeräumt wird, durchaus geeignet wäre, vielen Tieren im Garten zu helfen, ist nicht allen bekannt. „Eine kleine, private Serengeti kann auch im Garten und Kleingarten entstehen, wenn etwas mehr scheinbare ‚Unordnung‘ zugelassen wird“, sagt Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen.
„Das aus Hecken und Bäumen herausgeschnittene oder gesägte Totholz kann ein wahrer Segen für viele Tierarten sein“, erläutert der Naturschützer: „Äste, die in einer ruhigen Ecke des Gartens zu einem Haufen aufgestapelt werden, sind wahre Archen. Darin finden in der kalten Jahreszeit zum Beispiel Insekten einen Unterschlupf. Und vielleicht kommt sogar der eine oder andere Igel vorbei, um sich einen Überwinterungsplatz zu suchen. Dafür ist eine gute Laubüberdeckung besonders sinnvoll. Und: Im kommenden Frühjahr kann solch ein Totholzhaufen wunderbare Brutmöglichkeiten für Rotkehlchen und Co. bieten. Unser ‚Vogel des Jahres‘ 2021 freut sich über solche Wohnungsangebote ebenso wie andere Vogelarten. Und wenn solche – insbesondere höheren – Haufen im Frühling von Vegetation begrünt sind, werden sich mit etwas Glück auch Arten wie der Zaunkönig und die Heckenbraunelle einstellen“, so Wohlers. „Wichtig ist dabei jedoch, dass solche ‚Bruthaufen‘ in geschützten Ecken des Gartens liegen, etwa angegliedert an Heckenbereiche oder nahe Baumbestände, oder auch an Mauern oder begrünten Zäunen, aber nicht zu frei und offen, damit die dort brütenden Vögel Störungen nicht zu stark ausgesetzt sind.“
Es ist aus Sicht des NABU Niedersachsen also allemal besser, Äste und Zweige im Garten sinnvoll einzusetzen, anstatt sie durch den Häcksler zu schieben oder in die Biotonne zu stecken – vorausgesetzt, der Platz im Garten ist vorhanden. Ähnliches gelte für Laub, das für den Boden ein wahrer Segen sei, wie Rüdiger Wohlers erklärt: „Laub schützt den Boden und seine Lebenswelt, es verhindert dessen Austrocknung, bildet Humus, da es durch Würmer und viele andere Wirbellose abgebaut werden kann und ist Lebensraum für zahllose Arten – auch zur Überwinterung.“
Halme von Stauden, Gräsern und anderen Gewächsen, die nun abgestorben sind, sollten zumindest in einer gewissen Anzahl in einem naturnahen Garten über den Winter stehen gelassen werden: „In ihnen befinden sich in nicht geringer Zahl die Larven von vielen Insektenarten“, sagt der Naturschützer, und rät, diese bis zum April stehen zu lassen. Dann werden die Stängel verlassen. „Für viele Vogelarten sind solche Halme und Stängel auch eine Art ‚Büffet‘, denn sie wissen um die Larven darin.“
Grobe Hölzer, die beispielsweise nach Baum- und Strauchfällungen anfallen, können ebenfalls im Garten verwendet werden: Aufgeschichtet oder aufgestellt – an möglichst sonnigen Plätzen – fällt ihnen vielleicht eines Tages eine willkommene Funktion als Insektenquartier zu. „Und wenn es das richtige Holz ist und hier fachgerecht Gänge hineingebohrt werden können – dabei gibt es einiges zu beachten – können sie eines Tages Wildbiene & Co. zum Ablageort der Eier werden, aus denen sich neue faszinierende Wildbienen, oft echte Farbwunder, entwickeln können“, schafft der NABU-Aktive Vorfreude auf das kommende Gartenjahr.
Wer Wildtieren, insbesondere Insekten, aber auch Vögeln und Igeln, im naturnahen Garten helfen möchte, kann ein kleines Info-Paket anfordern, das der NABU Niedersachsen bereithält. Es besteht aus der ausführlichen Bauplansammlung zu Nisthilfen und der reich bebilderten Broschüre „Gartenlust“ und kann angefordert werden gegen Einsendung eines 5-Euro-Scheins beim NABU Niedersachsen, Stichwort „Garten für Wildtiere“, Alleestr. 36, 30167 Hannover.
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