Studierende starten Petitionen gegen Fachhochschulschließung

Religion Von Redaktion | am Fr., 16.04.2021 - 15:42

HERMANNSBURG. Der Beschluss des Ev. luth. Missionswerks, die Fachhochschule für interkulturelle Theologie zu schließen, stößt bei den Studierenden auf Unverständnis und Widerstand. Sie haben jetzt Petitionen (s. Anhang) gestartet, die sich an das Missionswerk und die Landeskirche richten. 

Dazu meint Mali Mumo, Studierender der FIT: "Die unglückliche Entscheidung, die wachsende Universität zu  schließen, ist zutiefst betrüblich. Die Universität hat viele Menschen beeinflusst und tut dies auch weiterhin. Diese Schließung schränkt nicht nur das Wachstum der Interkulturalität auf sozialer Ebene ein, sondern auch auf theologischer Ebene innerhalb der heutigen Gesellschaft.“ Weder die Student*Innen noch der AstA  hätten diesen Prozess gestalten können oder wurden angehört, was ihre Positionen sind. Nach Ankündigung der Schließung seien nur unbefriedigende Begründung seitens des ELM gekommen, die ausschlich auf die „möglichen“ sinkende Einnahme bzw.  Zuweisung der tragenden Landeskirchen zurück zu führen seien. Die Landeskirchen überlassen dem ELM die Argumentation, kritisiert der AstA.

Ann Naliaka fasst dies folgendermaßen  zusammen “ FIT hat den meisten von uns so viel Freude und Hoffnung gebracht, wir können uns den Verlust dieser Institution nicht vorstellen. Ich persönlich denke, dass  es sich lohnt, über diese Entscheidung nachzudenken, die so viel Traurigkeit bei vielen Menschen ausgelöst hat. Je mehr wir darüber reden, desto mehr Fragen haben wir und weniger Antworten. Keine der Begründungen auf finanzieller Ebene halten wir für glaubwürdig und haben uns deswegen nicht zufrieden gestellt."  Scheinbar bewegen sich die tragenden Landeskirchen und somit auch das ELM auf anderen Ebenen, so die Studierenden. Hierzu meint Florian Ihlenfeldt: "Ich bin von der Landeskirche und  vom ELM enttäuscht, dass sie sich der Möglichkeit verschließen für eine offene inklusive Kirche einzutreten in der alle Platz haben. Die tragenden Landeskirchen scheinen sich auf die alte Vereinskirche zurückzuziehen. Gleiches gilt für das ELM, welches sich auf das alte Missionsverständnis beziehen möchte. Eine Umkehr ist immer möglich.“ Die finanziellen Mindereinnahmen und die steigenden Ausgaben scheinen mehr Gewicht zu haben als eine inhaltliche Ausrichtung. Wilke Ringeling  kritisiert: „Die Landeskirchen und ihre Institutionen stehen vor der Entscheidung, ob und auf welcher Weise sie auch in Zukunft die Gesellschaft mitgestalten und ihren eigenen normativen Charakter erhalten möchten. Die Schließung einer Einrichtung (Fachhochschule für Interkulturelle Theologie), die sich in einem sozialen und pluralistischen Kontext gesellschaftlichen wie  theologischen Fragen stellt und Menschen befähigt sie inklusiv und divers zu beantworten setzt hier ein klares Zeichen.“ 

Der AstA hält immer noch eine Revidierung der Endscheidung zur Schließung für möglich und startet aus diesem Grund zwei Petitionen. Die eine richtet sich an das ELM mit folgenden Forderungen: 
- Das Qualitätsniveau der Studiengänge weiterhin ohne Einschränkungen zu gewährleisten. Das heißt, die Kurse nach ihren Ordnungen stattfinden zu lassen. 
- Sicherstellung eines förderlichen (sozialen) Umfelds für den Fall, dass es weniger  Studierende oder Professor*Innen gibt, um die Campus-Gemeinschaft für jede*n  Studierenden fortzusetzen. 
- Zugelassene Studierende, die sich für den nächsten Kurs (Winter 2021/2022)  beworben haben, zum Studium zuzulassen. 
- Qualitativer Ersatz von Professor*Innen im Falle von Kündigung/Pensionierung. 
- Die neuen Studierenden sollen zehn Semester ab Studienbeginn immatrikuliert  bleiben können. 

Die andere Petition richtet sich an die tragenden Landeskirchen mit folgenden  Forderungen: 
1. Zulassung neuer Bachelorstudierender für mindestens Wintersemester  2021/22 
2. Sollte die Fachhochschule nicht erhalten werden, Transformierung der beiden Bachelor-Studiengänge an eine staatliche Hochschule, um weiterhin eine gute und  solide interkulturelle Bildung zu erhalten. 
3. Stipendien sollen direkt von den tragenden Landeskirchen des ELM vergeben  werden, um finanziell angeschlagenen Studierenden den Abschluss ihres Studiums  zu ermöglichen. 
4. Ermöglichung der Bewerbungsfähigkeit für Stellen innerhalb der  Landeskirchen mit entsprechenden Weiterbildungen für die Absolventen der  Fachhochschule für Interkulturelle Theologie 

Die Petitionen finden sowohl online wie auch analog statt. Online ist die landeskirchliche Petition unter folgendem Link zu finden  
Die an das ELM gerichtete Petition ist unter folgendem Link zu finden.
 

Anhang Size
Petition Landeskirchen .pdf 78.88 KB
Petition ELM.pdf 67.12 KB

Fachhochschule für Interkulturelle Theologie Hermannsburg wird geschlossen

HERMANNSBURG. Seit dem 2. Oktober 2012 gibt es in Hermannsburg eine Fachhochschule für Interkulturelle Theologie (FIT). Die akademische Ausbildungsstätte in Trägerschaft des Evangelisch-lutherischen Missionswerks in Niedersachsen (ELM) wird nun mit einer Übergangsfrist von vier Jahren geschlossen, wie das Missionswerk heute mitteilte.